Ich bin Eric Emery und habe fünfzehn Jahre einen Kunstraum (zqm berlin) geleitet, der nicht wesentlich größer als eine Brotbüchse war. Die langjährige Arbeit im Bereich der installativen, ortsspezifischen Kunst hat mein Verständnis des Räumlichen geschult und mein Interesse für Design und Architektur bekräftigt.
Nach fast hundert Ausstellungen mit Schwerpunkt auf raumbezogene Kunst und drei Kindern, habe ich mich mit der Gründung von möbelle & umbeau 2022 entschieden, einen neuen Weg einzuschlagen. Nicht nur, um meiner Leidenschaft für Raumgestaltung nachzugehen, sondern in erster Linie, um meiner eigenen Wohnsituation gerecht zu werden.
Nach meiner Trennung und der neuen Zusammensetzung unserer Familie, mussten wir nach einer Wohnung suchen, die im Umkreis der Kindesmutter lag. Im beliebten innerstädtischen Kiez war die Auswahl begrenzt, und wir mussten Einiges in Kauf nehmen. Wir haben uns letztendlich für eine Wohnung entschieden, die auf den ersten Blick zu klein für unsere Patchwork-Familie war, die aber durch eine radikale Neuaufteilung die Fusion unserer Haushalte ermöglichte.
Nach unserem Umbau verfügte jedes Familienmitglied über eine eigene Zimmertür und ein maßgeschneidertes Möbelstück. Bis das dritte Kind mit ins Bild kam. Nun standen wir wieder vor der Problematik: Wohnfläche weiter zerstückeln oder die Wohnung verlassen? Wohnungsknappheit, Umzugskosten… puhh. Ich also zurück ans Reißbrett (diesmal sogar noch gewagter: das neue Kinderzimmer misst heute an der schmalsten Stelle nur 60 cm). Eine kleine Holzarchitektur ergänzt den Umbau und spendet dem Kind täglich Freude.
Mit allem drum und dran hat uns die Optimierung ca. 12'000 € gekostet - nach unseren Berechnungen wären wir mit Umzug, Renovierung, Mietsteigerung, Neumöblierung und Co. langfristig ungefähr beim doppelten davon gelandet. Und da wäre die Entwurzelung - für uns ein viel zu hoher Preis - noch nicht mal inbegriffen…
Für mich waren diese Auseinandersetzungen mit dem Raum so erfüllend, dass ich die Leitung meines winzigen Kunstraums abgegeben habe, um mich zu 100% darauf zu konzentrieren, andere Menschen, die einen Tapetenwechsel brauchen, aber nicht zwingend die Zelte abbauen wollen, zu beraten und begleiten.
Denn neben Platz schenke ich anderen am liebsten immer noch Freude.
Hier vor dem Kunstraum zqm unter einer In-Situ Installation von CKÖ. Foto © Michel Bonvin, 2016